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29. Mai 2017
von admin
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“Embrace” – Frauen umarmen sich, Männer gehen leer aus?

Dereinst war eine Frau, die fastete und sportelte sich zu ihrer Idealfigur, die hielt sie aber nicht, und postete das “Nachher-Foto” sa

mt dem “Vorher-Foto” in einem “Social Medium”. Vielen Tausend Frauen gefiel das und sie schenkten dem Beitrag einen Daumen oder ein Herz, und auf der ganzen Welt wurde das Wunder in den bunten Zeitschriften gezeigt.

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liberte

28. Mai 2017
von admin
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Annelie Schmidtchen: Nachhaltig Liberal oder gar nicht

Annelie fand es “angebracht”, noch einmal auf meinen Vorwurf, wir – das Kleinteam “Kantinen-Konzeptentwicklung der Global Collecting & Entrusting Bank (GCEB)” betrieben scheinpolitische Gespräche (“… warum sagst Du nicht gleich “pseudopolitsches Geschwätz?”),  ohne an den Rahmenbedingungen der Wandlungen in Gesellschaft und Umwelt (“… Duhast doch selbst exemplarisch den auftauenden Permafrostboden genannt!”) wirksam etwas ändern zu können:

“Wer etwas ändern, einen Beitrag bei den kommenden Herausforderungen leisten will, also einen Standpunkt vertritt und eine Richtung einschlägt, muss doch, um gescheit navigieren zu können, erst mal seinen Standpunkt bestimmen – beim Smartphone oder beim “Navi” geht das automatisch per GPS, im Bereich Ökonomie und Gesellschaft muss schon jede(r) ihren/seinen Standpunkt selbst bestimmen, es sei denn, sie/er lässt sich führen, anführen, verführen, ist ein(e) Mitläufer(in). “Standortbestimmung im Dialog” – das hört sich zunächst mal nach “Stammtischrhetorik” oder, in noch besserem Hessisch gesagt, nach Gedummbabbel an. Das wollen wir natürlich nicht, deshalb suchen wir Rat bei der Wissenschaft, der Philosophie, bei den Weisheiten und  Überlieferungen der Geschichte, Beispiele in der Mythologie und lernen, hohle Phrasen – eben Dummgebabbel beziehungsweise ideologisch bedingte Lügen und Slogans der Meinungsmacher, zu hinterfragen und unschädlich zu machen.”

Ute hatte etwas dazu passendes:

“So etwas bekomme ich neuerdings von der Friedrich-Ebert-Stiftung zugeschickt; die haben mich wahrscheinlich in den falschen Postverteiler genommen. Meine bisherigen Erfahrungen mit der Hartz-Q Simulation sind jedenfalls katastrophal: Fünfzig Bewerbungen und kein oder nur negatives Feedback. Nächste Woche habe ich ein Vorstellungsgespräch in der Naumann-Stiftung – ich hatte mich als Lindner-Fan geoutet – die haben mich gebeten, in einem dunkelblauen Kostüm mit gelber Bluse zu kommen. Es geht um Mitgliederbetreuung in besseren Seniorenheimen. Was solls – Potsdam ist auch eine Reise wert, und unterwegs kann ich ja das PDF “Altersvorsorge und Generationenvertrag: leistungsfähig und enkelfit” durchlesen. Oder wollen wir hier, mal nur so, als kleine Übung, die Frage “Wie solide sind eigentlich die Investments, die Privatvorsorger eingegangen sind und was bedeutet dies für die Rolle des Sozialstaats?” besprechen?”

Annelie befand, dass so ein alter Hut in neuem Vokabular – “Privatvorsorger” – doch im Klartext nichts als die raffgierige Frage: “Wie kann ich mein Geld oder Vermögen sicher durch diese und jene Krise retten, also solide und nachhaltig anlegen?” repräsentiert;

“… gerne dürfen die Naumänner mit ihrer nützlichen Stiftung und steuerbefreiten Indoktrinations- und Spendensammelanstalt  sich im Internet über die Anlagepolitik und -Ethik der GCEB, die seit eh und je auf Nachhaltigkeit und Langfristigkeit angelegt ist, informieren.
Ich würde es natürlich begrüßen, wenn Du, Ute, quasi undercover nach Potsdam fährst und den Job annimmst! Dass es sich in diesem Zusammenhang verbietet, nach den “Privatvorsorgern” zu fragen, die eben keine Reserven oder “Überschüsse” erwirtschaften, um sich ein (kleines) privates Vermögen zu schaffen, ist ja klar…”

Ute stellte daraufhin heraus, dass sie ihrer Pflicht zur freiwilligen staatsbürgerlichen Fortbildung nachkommt, indem sie eine Graphik präsentierte:

Was Anne Will von Lindner will

“Anne Will – immer diese Anne Will und diese Thesendrescherei, diese Halbheiten. Wir haben allemal kein Volk von Eigentümern – so bürgerlich war die Gesellschaft nie, außer zu urgermanischen Zeiten, als es wahrscheinlich generelles Allgemeineigentum gab, am Weideland, an Fischgründen, Ackerland, Wäldern, Wild, Feuerholz. Für Volkseigentum brauchst Du logisch ein Volk – und die DDR war ja nur  abgetrennter Teil eines Volkes – und ob bei deren Führung ein Volks- oder ein Staatseigentum als unerreichtes Ideal geleuchtet hat? Ob Lindners Diät als gewählter Volksvertreter aus der Staats- oder aus der Volkskasse kommt? Bei dieser Überweisung der Diäten ist für ihn das Volkseigentum jedenfalls ideal. Es graust mich!”

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Die private Vorsorge beginnt bei der Hautpflege eines möglichst jungen Models, das sich mit sündhaft teuren Cremes eincremt. Das ist so effektiv, wie wenn ein Skispringer für Anti-Adipositas-Medikamente wirbt, die auch im Nanobereich Wirkungen hervorrufen.

Ich trank ein halbes Glas Wasser, nahm eine Tablette gegen die Übelkeit, trank das Glas aus und äußerte mich zum “Lindner-Schema der Alterssicherung”:

“Das ist allerdings nichts für Jeden: Es beginnt mit einer Tätigkeit im öffentlichen Dienst – zum Beispiel Zivildienst. Dann befragt man sein Gewissen, geht zum Bund, as Zeitsoldat, macht das eine Weile, geht weiter, gründet ein Unternehmen mit KFW-Mitteln (wieder: Nichts ausschlagen, was die öffentliche Hand anbietet), steigt aus und geht, mit militärisch geschulter, markanter Stimme, als Reserveoffizier  in die Politik. Mit der wundersamen ultraschnellen Erhebung in den Rang eines Hauptmanns ist die Alters-Grundsicherung ungefähr gewährleistet.”

Annelie hob diesemal die linke Augenbraue, als sie mich tadelnd anschaute und darauf hinwies, dass ich mich über mangelnde Wirksamkeit eines Polit-Geschwafels wirklich und überhauptgarnicht wundern müsse; woraufhin Ute sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Meinetwegen sollte sie grinsen. Ich stellte mir vor, wie sie im blauen Kostüm die reichen Rentner in der Uckermark  in Sachen liberaler Spendenbereitschaft beackern wird, um nach Erreichen eines siebenstelligen Betrags von Christian zum Tee auf einem sächsischen Jagdschlösschen eingeladen zu werden: Liberaler Lebensstil auch in hohem Alter…

Eigentlich hatte ich die beiden Mit-Teammitglieder noch darauf hinweisen wollen, dass wir es mit einer Partei zu tun haben, die den Wackelpudding als Strukturelement perfektioniert hat und mit chamäleonhafter Momentpolitik nie weiß, was sie morgen wollen wird (außer dem Vorteil der weggebröckelten “Mittelschicht”) – aber das konnte ja ein ehemaliger Vorstand selbst sagen:

„Die FDP hat sich nie davon erholt, dass 1969 der nationalliberale Teil wegen der sozialliberalen Koalition wegbrach und 1982 der linksliberale Teil wegen der CDU/FDP-Koalition.“ ―Erich Mende
Eigentlich, hatte ich gedacht, würde Ute bei diesem Zitat irgendwie reagieren – aber sie schien auf mehr zu warten.
Auch die unerträglichen Wahlplakate änderten nichts an ihem gesprächsfeindlichen Abwarten – also erzählte ich noch etwas von “unscharfen Profil dieser “Freidemokraten”", dem “Ausdruck der permanente Krise der Partei, die in den späten 60ern alte Zöpfe abschneiden und die außerparlamentarische Bewegung aufsaugen wollte”, von einer Partei, der nur ein schmales Terrain für eine Schmalspurpolitik geblieben war:

Die FDP konnte national sein, sie konnte sozial sein, … .Sie konnte alles sein. Und davon immer auch das Gegenteil. … Bedenklich ist, dass die Liberalen ihre Rolle [als Mehrheitsbeschaffer]  fast 65 Jahre spielen konnten.

Endlich hatte Ute ihr Stichwort gehört, und, plötzlich wieder munter, meinte sie:

Moment – “liberal” ist ja überhaupt kein geschützter Begriff! Und Liberalität und Liberalismus sind zwei Paar Schuhe: “Liberté” funktioniert nicht ohne “Egalité” und “Fraternité” – aber da hat diese Partei ohne Volkseigentümer bestimmt nicht ihre Wurzel!

  • Freiheit ist für die die Freiheit, Studiengebühren zu erheben und die Freiheit der Ärzte, Privatpatienten abzurechnen, die Freiheit der Steuerbeamten, keine Steuern von Google und Amazon zu erheben, die Freiheit der Steuerberater, uns für teures Geld im unendlich komplizierten Steuer-”Recht” durch den Dschungel zu lotsen.
  • “Egalité” übersetzen sie mit “ist mir doch egal, wenn es Dir dreckig geht”, und für
  • Brüderlichkeit haben sie sich bei Kain und Abel ihre Vorbilder gesucht.”

Hier meinte Annelie, dass Ute mal wieder nur die halbe Wahrheit darstelle, denn

“… was hast Du von Wurzeln im Volkseigentum, wenn der dazugehörige Baum abgesägt ist? Ich sage nur “Neue Heimat”, “Konsum” und “BfG”. Das waren mal “Betriebe in Arbeiterhand”, die von fehlgeleiteten Funktionären heruntergewirtschaftet worden waren. Die “Liberalen” haben sich dabei die Hände gerieben.

“Nur mal zwischendurch” wollte ich auf den Umstand hinweisen, dass wir doch eigentlich die Kantine weiterentwickeln sollten, mit regionalen Produkten und viel nachhaltiger Selbstbestimmung auf dem Teller und im Glas:

“Das ist beim genossenschaftlichen Eigentum das Gleiche wie bei einem Staatsbetrieb – Jacke wie Hose:
Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser.

Rückstandskontrollen bei Lebensmitteln, Ruß- und Stickoxydkontrollen beim Auto. Vielleicht auch ein bisschen Investuitionslenkung, wenn die Industrie Innovationen und gute Ideen verhindert, weil die alten Produktionsstraßen noch nicht abgeschrieben sind, die innotvative Idee die bequemen Porfite schmälern würde – ich sage nur: Messerschmitt…”

Annelie und Ute lehnten es unisono ab,  sich mit Mobilitätskonzepten und Ressourcen-Schonung, mit Luftwiderstand und genialem Ingenieursgeist (“Wie schnell gleitet das ab und wird als Waffe verwendet!”) zu befassen. Ob es Neues aus der Versuchsküche gäbe, fand Annelie interessanter…

 

“Das heißt wohl, dass wir mit dem Thema “Liberale” durch sind?”

war meine nur rhetorische Frage, zu der ich doch noch eine Ergänzung hatte;

“… nämlich, dass unter lokalen Patrioten und lokalen Liberalen die Figur “Lindner” “mit messianischen Erwartungen verbunden” sein soll.

Wir sollten deshalb auch weniger mit den Renten- und Zukunftsängsten, die diese Politik schürt, während sie systematisch verleugnet, dass der eigentliche Schmierstoff der Gesellschaft das Speise-Öl ist, beschäftigen.

So, wie die politische Diskussion frei von kulinarischer Kompetenz abläuft und Rentenfragen priorisiert, wird die “Egalitè” als Gleichgültigkeit gegenüber Zusatz- und Farbstoffen, zum Beispiel im überzuckerten Yoghurt, schmeck- und spürbar.
Wenn es gesünder ist, rohes, nicht hitzebehandeltes Obst zu essen, ist Erdbeeryoghurt ein saisonales Produkt – aber welcher der von morgens bis abends schwer arbeitenden Berufspolitiker, welcher Gesundheits- oder Landwirtschaftsminister tritt für solche Produkte, die keine Lobby haben, ein?

Inswofern schlage ich vor, dass die GCEB beispielgebend und saisonal einen Erdbeer-Trinkyoghut ins Programm der betrieblichen Mitarbeiterverpflegung aufnimmt, anders gesagt: anbietet, so zum Beispiel:

Als Ute meinte, das Foto komme ihr “Schräg, aber trotzdem irgendwie ein bisschen ansprechend” vor, “…wenn auch die matschigen Erdbeeren im Vordergrund unnötig sind”, stimmte ich ihr vollumfänglich zu und bedauerte zutiefst, nicht so schön wie sie und die anderen Food-Blogger das photographische Handwerk zu beherrschen.

Annelie wies bei dieser Gelegenheit darauf hin, dass die Sozialisation manchmal geradezu in einem Zwang, sich und andere permanent vergleichen und bewerten zu müssen, “kristallisiert”, während doch gleichzeitig ein erkennbar passabler Erdbeeryoghurt, beziehungsweise dessen Produktuion,  doch recht eigentlich als Erfolgserlebnis empfunden werden sollte, könnte, müsste – sie selbst sei in diesen Fragen durchaus “anspruchsvoll ohne Anspruchshaltung”, könne sich auch ein “… Zweirad als Gefährt – wenn es denn kompromisslos, dem üblichen Auto ebenbürtig, entwickelt ist”, vorstellen,

“…und mit dieser Einstelung gewappnet, freue ich mich jetzt ganz besonders auf unsere obligate  Tee-Runde, heute mit Darjeeling, wenn Ihr einverstanden seid?”

 

 

Kitchen-Fiction mit A. Schmidtchen

Erklärtermaßen und ausdrücklich unter dem Label Fiktion: Erfundenes. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Institutionen sind ausschließlich zufallsbedingt:

Das Essen wird mehr und mehr zur neuen Religion; Wir befolgen bis zu 999 Ess-Gebote, ohne mit der Wimper zu zucken. Essen ist der Kitt der Gesellschaft, es hält Leib und Seele zusammen.

Die Kantine, als Schmelztiegel der Arbeitswelt, spart nicht beim Salz an der Suppe, soll künftig auch  Super-Rezepte zum Abnehmen anbieten – deshalb gibt es hier garnierte Geschichten, die sich um Lebensmittelklarheit und -Aufklärung ranken, unter dem Banner des Selbstbestimmungsrechts auf dem eigenen Teller.
Die bisher erschienen “Kitchenfiction mit Annelie Schmidtchen”-Beiträge  stehen noch kurze Zeit zum Nachlesen bereit, wobei das Beste ist, dass die Artikelserie fortgesetzt wird !

 

 

graupen-pesto-risotto-kl

25. Mai 2017
von admin
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Graupen-Pesto-Risotto – schlotzig, lecker, sämig – und gar nicht schwer

Das Wort “schlotzig”,  häufig auch “schlonzig” hat im “Wortreich”-Blog einen eigenen Artikel, in dem es schließlich heißt:

Verbreitung: Deutschlandweit, sowie in Österreich und der Schweiz — bei allen, die Kochsendungen schauen.

Wenn, was dort geschrieben steht, wahr ist, war Tim Mälzer der “Übeltäter”, der uns die Schlonzigkeiten auf den Begriff gebracht hat ;-)

Sämig-saftig, mit und ohne Biss, nicht soßig oder suppig war es hier vorhin zugegangen – “saugut”, satt machend bei kleinem Teller, schnell und fast mühelos die vorausgegangene Kocherei – das sollte ja als Grund, das Rezept weiterzureichen, genügen.

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queen-muenze

21. Mai 2017
von admin
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Annelie Schmidtchen: Kitchen-Kitsch & Zukunft Gestalten

Ganz in ihrer Rolle als Gesprächsmoderatorin aufgehend, fragte Annelie Schmidtchen Ute Q und mich, also ihr “Kleinteam”, ob und was bei uns Besonderes anliegt, bevorsteht – vielleicht gäbe es ja noch Nachträge zu bereits abgehandelten Themen, oder neue Ideen. Ich ließ Ute den Vortritt; sie teilte mit, sie hätte schlechte Nachrichten:

“Offizielles Ziel ist ja, dass ich als Praktikantin mittels der übers Praktikum gewonnenen Zusatzqualifikation und weiteren Einsichten beispielhaft demonstriere, wie auch ältere, abgehängte ArbeitnehmerInnen wieder Brot und Arbeit im ersten Arbeitsmarkt finden.

Allerdings ist das schwierig – nach dreißig Bewerbungen immer noch keine positive Resonanz, ein Personaler (in einem thailändischen Perlen-Großhandel) hat nur gemeint,  zum Auffädeln wären junge Frauen besser geeignet, wenn ich bei der GCEB im Praktikum bin, sollen die mir halt auch einen Job geben.

Nach der letzten Sitzung hat sich bei mir die Idee “politische Sprachschulung” herauskristallisiert – andererseits muss ich zugeben, dass ich beim Polit-Sprech selbst nie weiß, was wie gemeint ist, etwa, wenn Putin den USA politische Schizophrenie bescheinigt, befürchte ich, dass beide Seiten eine kollektive, globale Psyhose haben, unter Drogen stehen oder Beides.”

Annelie blickte nachdenklich auf ein weißes Blatt, notierte etwas unleserliches, schaute auf, fragte:

“Machst Du Dir so  viele Gedanken? Hast Du das Gefühl, Du wirst in der Politik gebraucht? Willst Du da etwas verändern?

Texte besonders gut übersetzten, während “Übersetzung” ja auch immer Interpretation ist? Und willst Du wirklich den Praktikumsplatz wechseln, hast keine Lust (nicht mehr?) auf die Bank-Kantinen-Konzeptentwicklung und -Fortschreibung?”

Man könnte die Gesprächsathmosphäre während der letzten Sitzung als “Energetisch-konzentrativ” bezeichnen, und diese Stimmung war vielleicht auch den von mir bereitgestellten Getränken zu verdanken – aber es ging im Kern um etwas Anderes, meinte Ute:

 

“… und worum es mir eigentlich geht, wäre, endlich einmal etwas zutiefst sinnvolles zu arbeiten – hier an Konzepten zu schrauben für Zukunftsvisionen wie “Bank-Indoor-Farming und nachhaltiges, selbstbestimmetes und aufgeklärtes Essen im demokratisch organisierten Team”, bei denen noch nicht einmal die Fundamente stehen, kommt mir doch allzu wirklichkeitsfremd und utopisch vor…”

 

Mehr Vertrauen – mehr Effektivität bei der Arbeit

Während Annelie nur still weitere Notizen machte, abwartete, erklärte ich, dass nur Wenige sich am Luxus einer öffentlich subventionierten Fort-Qualifikation bei fortlaufenden Bezügen erfreuen können (und ich mir so einen Luxus für mich selbst auch wünschen würde); das müsse ich wohl nicht großartig betonen, und würde in diesem Zusammenhang “unserer Qualifikations-Ute” ein Drei-Wochen-Rezeptentwicklungs-Praktikum anbieten, das dazu unverzichtbare Talent einmal vorausgesetzt:

Hier meinte Ute:

“Bei einem asiatischen Nudeltopf mit vielen Sojasprossen, ein paar Nudeln und weiteren, eher undefinierbaren Zutaten gehört mehr Vertrauen als Salz zum Essen; überzeugend ist schließlich vielleicht der Geschmack, die Würzung wird wohl auch viel Sojasauce enthalten, und ob die hausgemacht ist – ich glaub’s ja nicht. Mir fehlen hier noch die farblichen Akzente, von roter und gelber Paprika zum Beispiel, grüne Bohnen, sichtbare Ingwer-Stückchen – wenn Du mehr willst als eine hauptsächlich sättigende Mahlzeit, sondern eine, die Du genießen willst – und vor allem, eine, die auch andere genießen können sollen; tut mir leid, aber das kommt beim “Mitsprechen der Kunden” heraus: Kritik, und damit musst Du umgehen, auch wenn Deine “Kunden” Deine Produkte schon mal als dilletantisch-autodidaktischen Kitchen-Kitsch bezeichnen!”

“Mit mir kannst Du über alles sprechen, auch über die Ayurvedische Farben-Lehre der Ernährung, und…”

Annelie hatte sich gestisch zu Wort gemeldet und mich gebeten, zu schweigen, denn

“… es geht hier doch um mehr als um buntes, gesundes Essen; bei der nachhaltigen Ernährung handelt es sich doch nur um einen kleinen Ausschnitt dessen, was angesichts der globalen Entwicklungen zu tun ist: Die Spirale der Klimaänderung dreht sich unumkehrbar weiter, für die Menschheit als Ganzes geht es um den Fortbestand der Kultur, die bisher “immer” auf der Basis unterdrückter Menschenrechte aufgebaut war und auch nicht durch die Existenz einer Hamburger Elbphilharmonie gerettet wird, weil  die Kulturindustrie längst die Kultur kassiert hat.

Es geht um mehr als das modellhafte Selbstbestimmungsrecht auf dem Teller, es geht um die Menschenrechte, zuallererst das Recht, zu leben und zu überleben und nicht am Hunger zu krepieren, nicht auf einer doch allermeistens unfreiwilligen Flucht zu ertrinken oder zu erfrieren, nicht unbemerkt zu verschwinden – es gibt einen Anspruch auf Hilfe und die Pflicht zu helfen – wenn das nicht der Kern jeder relevanten Philosophie ist, fresse ich einen Besen, nein, lieber besteige ich einen und umkreise darauf das Frankfurter Banken-Viertel!”

“Mit der Nummer wärst Du in der “Hexenturmstadt Idstein” bald die Attraktion – für  die ungezählten, wenigen Altstadt-Touristen; die “Einheimischen Zugezogenen” allerdings werden nicht viel Wert legen auf Besenreiterei”,

fiel mir dazu ein, und Ute näherte sich dem Kern des Gemeinten an, indem sie

“… bei den Menschenrechten noch einmal nachhaken [wollte]. Dieser “human rights”-Gedanke leitet sich doch aus der Frage: “Warum leben wir, was bestimmt uns – sind das Götter, ist das ein Schicksal, eine Vorbestimmung oder ist das auch eigene Verantwortung? Was unterscheidet uns von den “toten Dingen”, was treibt unsere Seele vor der Geburt und nach dem Tod, und warum sollen wir dem Nachbar nicht den Schädel einschlagen?”

“Abgesehen davon, dass diese basalen Fragen vielleicht längst schon entschieden sind, aber im Verhalten, in der Konsequenz längst noch kein Konsens herrscht, denn der Besitz des Einen bedingt auch schon mal, dass der “Habenichts” verreckt.

Nun leitet sich aus dem Gedanken der allgemeinen Menschenrechte noch das Recht künftiger Generationen auf eine Lebensgrundlage ab – nur wird deren Recht auf eine intakte Umwelt und auf soziale Verhältnisse, die der Menschenwürde entsprechen, weitgehend ignoriert….”

Mit diesen Fragen trieb Annelie die Diskussion weiter, während ich fand, diese Fragen hätten ein anderes Tempo und mehr Gründlichkeit verdient, und außerdem:

“Dass ich mich schon seit ein paar Wochen frage, warum Du, Annelie diese scheinpolitischen Gespräche überhaupt zulässt und förderst, statt Dich um Deine eigentlichen Aufgaben zu kümmern, möchte ich mal gesagt haben:

Wir werden doch nicht im Geringsten den Lauf der Welt beeinflussen, egal, wie viele Probleme wir diskutieren!  Im Gegenteil – es wird doch alles nur schlimmer. Wo bleibt denn die Menschenwürde, wenn ein Computer Menschen warnt, nicht zu viel zu computern?

Diese absurden Zukunftsfragen, Fehlentwicklungen von Gesellschaft und Technik: Wir sind global auf einem Holzweg, und der versinkt zum Beipiel in Sibirien demnächst im Schlamm, wenn die Permafrostgebiete auftauen und mehr Methan freigesetzt wird, als sämtliche Rinder der Welt beim rülpsen und pfurzen erzeugen…”

Ute machte einen verwirrten und gleichzeitig besorgten Eindruck, fragte, was denn “Permafrost” ist und was an Methan so schlimm sei – schließlich würde das doch in Biogasanlagen “mit Fleiß” erzeugt, sei brennbar und ein ökologisch wertvoller Energieträger. Ob sie das jetzt selbst googeln solle oder ob ich vielleicht die Güte hätte, ihr das zu erläutern, war schließlich eine rhetorische Frage, die ich wie folgt beantwortet habe:

“Ich bin doch auch kein Geologe, Meterologe und auch kein Physiker – was ich mal aufgeschnappt habe ist, dass es in Sibirien und auch in Alaska Gebiete, riesige Landschaften gibt, in denen es so kalt ist, dass der Boden eigentlich nie richtig auftaut – wenn, dann vielleicht nur oberflächlich, aber in der Tiefe ist er permanent gefroren, seit Urzeiten. Vor diesen Urzeiten muss es da mal Vegetation gegeben haben, die zum Beispiel Moore und Torfe gebildet hat; und in diesen tiefgekühlten Bodenschichten, die eine ganz enorme Erdmasse ausmachen, sind enorme Mengen von Methan – aus der Vegetations-Urzeit – gebunden.

Das ist, wie wenn Du kohlensäurehaltiges Mineralwasser einfrierst. So lange der Eiswürfel Eis ist, bleibt die Kohlensäure gebunden; taut es, fängt das kalte Wasser an, zu bizzeln: Das Kohlendioxid tritt aus. Mit der Erde, die permanent gefroren ist (deshalb “Permafrost-Gebiete”),  geschieht fast das Gleiche wie mit unsereren Eiswürfeln, nur dass Methan und nicht Kohlendioxyd austritt.
Mit dem Klimawandel fangen die Permafrostgebiete schon an, anzutauen, treten erst mal nennenswerte Mengen an Methan aus, steigt das in der Athmosphäre nach oben und bildet dort eine wärmeisolierende Schicht, wie der Mantel einer unsichtbaren Thermoskanne, das heißt, die “Spirale der Erderwärmung” bekommt eine weitere Schicht hinzu, dreht sich noch einen Tick schneller – unumkehrbar und eigentlich auch gar nicht vorstellbar.”

Jetzt meinte Ute, so kompliziert sei das doch auch wieder nicht,

“… und vorstellen kann ich es mir auch – nur hat die “Vorstellung” den Nachteil, dass sie überhaupt nicht schön ist; ich würde sagen: Niemand will den Klimawandel – aber viele wollen ihn nicht wahrhaben, also verleugnen sie ihn, oder sagen: “Da kann man nichts machen”.

Sehr beliebt auch: “Da muss die Politik etwas machen”. Noch häufiger, nach meiner Einschätzung: “Nach mir die Sintflut”. Das sind die Gleichen, die bei “Co2-Reduktion” geheult haben, das Heizöl wäre zu teuer, oder  wir bräuchten breitere und mehr Straßen.

Statt Treibhausgase einzudämmen, wird mehr Sprit oder Kohle verbrannt – und “Da kann man nichts machen”.  Wenn Flughäfen subventioniert werden: “Da kann man nichts machen.”

Als Annelie beim Blick auf die Wanduhr anfing, zu blinzeln, ahnte ich,  was sie jetzt sagen würde, und richtig:

” Das ist eine Anhäufuing schöner und wichtiger Fragen – nur werden wir die heute nicht mehr beantworten können, aber ich freue mich auf unser nächstes Treffen, bei dem wahrscheinlich noch einige Fragen dazukommen werden – vielleicht auch Lösungsansätze?

Euer Einverständnis und Klaus Peters Bereitschaft zur Zubereitung vorausgesetzt, könnten wir das heutige Treffen ja bei einer unprotokollierten Tee-Plauderei fortsetzen und ausklingen lassen.”

 

 

Kitchen-Fiction mit A. Schmidtchen

Erklärtermaßen und ausdrücklich unter dem Label Fiktion: Erfundenes. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Institutionen sind ausschließlich zufallsbedingt:

Das Essen wird mehr und mehr zur neuen Religion; Wir befolgen bis zu 999 Ess-Gebote, ohne mit der Wimper zu zucken. Essen ist der Kitt der Gesellschaft, es hält Leib und Seele zusammen.

Die Kantine, als Schmelztiegel der Arbeitswelt, spart nicht beim Salz an der Suppe, soll künftig auch  Super-Rezepte zum Abnehmen anbieten – deshalb gibt es hier garnierte Geschichten, die sich um Lebensmittelklarheit und -Aufklärung ranken, unter dem Banner des Selbstbestimmungsrechts auf dem eigenen Teller.
Die bisher erschienen “Kitchenfiction mit Annelie Schmidtchen”-Beiträge  stehen noch kurze Zeit zum Nachlesen bereit, wobei das Beste ist, dass die Artikelserie fortgesetzt wird !

 

 

sicherheit-solidaritaet

17. Mai 2017
von admin
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Sozio-kulinarische Beratung mit Annelie Schmidtchen: Sicherheit, Gerechtigkeit und Solidarität

Bei der letzten Sitzung des Kantinen-Konzeptbildungsausschusses der Global Collecting & Entrusting Bank (GCEB), die wegen des Brexit in Frankfurt am Main eine Filiale mit nachhaltig-ökologischer Betrieblicher Verpflegung eröffnen will, stellte Annelie Schmidtchen, die zuständige Koordinatorin, die Verwendung von Zucker zur Disposition:

“… und das nicht, weil “no sugar” jetzt eine Mode ist, nicht, weil “clean eating” der neueste Trend wäre, sondern prinzipiell, weil wir über solche Sachen nachdenken müssen, Bewusstsein schaffen, das aber, wie frau hört, bei den für Frankfurt am Main vorgesehenen Spitzenbankern vorausgesetzt werden kann.

Wir haben für Ende August die Kongresshalle angemietet und führen ein Showkochen mit internationalen Spitzenköchen durch (verschiedene Kirchengemeinden haben sich bereiterklärt, die dabei anfallenden Essensreste vor der Tonne zu bewahren und sie in ihren heiligen Hallen an Bedürftige zu verfüttern).

Es gibt eine vorläufige Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank wegen dem Betriebssport, Tennis in Eschborn, und Leistungsschwimmen in deren hausinternem Schwimmbad, das wir mitbenutzen dürfen.

Eventuell liefert unsere In-door-farming-Abteilung im Gegenzug absolut lokalen Hochhaus-Salat aus eigener Ernte.”

 

Annelie musste schlucken, als die Projetion des Fotos über dem Tisch schwebte – ihr lief das Wasser im Munde zusammen. Ich kommentierte den Vorgang so:

“Das Problem ist doch nicht der Zucker – ich nehme an, die englischen Banker sind rank und schlank, gesundheitsbewusst, allenfalls mit einem Zahlenfetisch, einer kleinen Spielsucht oder der Börsenzocker-Krankheit behaftet, aber ansonsten ganz normale Leute.

Problematisch wird der Zucker ja nur, wenn über Werbung und Verhaltensschulung eine Konditionierung erfolgt ist, eine Auge-Hand-Mund Verknüpfung, die diesen automatisierten Prozess des “Ich sehe hier etwas Süßes, das mich anlacht, und das muss ich mir in den Mund schieben”, der sogar ohne Worte, unbewusst-automatisiert eben, abläuft.”

Von Ute kam nun das Statement, sie könne gar nicht verstehen, warum Manche eine ganze Packung Süßigkeiten auf einmal aufessen – mit genießen habe das wohl wenig zu tun – “Und dann wundern sie sich, warum sie zunehmen, obwohl sie doch den ganzen Tag über nur so wenig gegessen haben”.

Annelie bekam einen roten Kopf und gestand ein, zu denen zu gehören – “… nicht aber zu denen, die sich anschließend wundern.”

Also versuchte ich zu vermitteln:

“Ehrlich gesagt, habe ich auch schon zu diesen und jenen gehört – nur bei diesen Schokostäbchen, die ich geschenkt bekommen hatte und nicht wegwerfen konnte, habe ich das Auffuttern in die Länge gezogen, über eine Woche, macht im Schnitt etwa 20 Gramm hochkonzentrierte Energie am Tag. Es ist auch Blödsinn, zu sagen, wenn man einmal angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören, das ist ein Vorurteil und eine beliebte Selbstlüge und Rechtfertigung.”

Annelie gab mir “zum Teil” recht und erzählte, dass sie von einer neuen Theorie gelesen hätte, derzufolge es funktioniert, sich seine Gelüste genau anzuschauen, “diese Begierden” bewusst wahrzunehmen, statt zu versuchen, sie zu verdrängen -

“… wenn ich auch von dem Larifari nichts halte, sich die gewünschte “Sünde” vor dem geistigen Auge plastisch vorzustellen, um dieses Bild dann verblassen zu lassen, es sich zunächst in Schwarz-Weiß vorzustelen, um dann das Interesse zu verlieren, gewissermaßen dem Bild auch noch die Helligkeit herunterzuregeln”.

Ute versuchte dem Gespräch zu folgen, verriet aber mit ihrem Einwand

“Ich verstehe auch überhauptgarnicht, was an diesen Zitronenstäbchen so lecker sein soll – das ist doch nichts außer einer brüchigen Zuckerschicht mit pappiger Zitrone, von einem Hauch Schoko umhüllt, was doch geschmacklich völlig irrelevant ist”,

dass sie eben nicht so ganz mitkam. Annelie erklärte:

“Das hängt mit dem Genuss zusammen. Versuche mal, so ein Ding zu lutschen, und nicht darauf zu beißen. Da kommen schon ein paar Geschmackssensationen zusammen, gepaart mit einem Überraschungseffekt und dem Moment der fehlenden Planbarkeit:

Du willst genießen, Du wartest auf das Saure, dann kommt der Zucker, und plötzlich…
Dann aber nicht beißen und schlucken, sondern genießen – das ist die Kunst. Du willst genießen, lange genießen – und dann ist es vorbei, und Du hast genossen. Womit es eigentlich auch gut ist, wenn Du nicht den Effekt wiederholen, wiederholen, wiederholen willst, bis zu einer “Übersättigung.”

Ute fand diese Gedanken reichlich “überdreht”, fand aber auch viel Wahrheit darin:

“Du hast das schön ausgedrückt, Annelie: “Du willst genießen, dann hast Du genossen, und dann ist es vorbei. Wie in Nordrhein-Westfalen: Da war es nach der Wahl vorbei:

Erst Genuss, dann Genossen. Der Schulz-Effekt hat die Genossen nur kurz aus der Depression geholt, die Manie ist vorbei, es bleibt die Krise, das Flimmern der roten Herzkammer.”

Bevor ich sagen konnte, dass mir da nur “Bullshit” einfällt, hatte Annelie eine Antwort gefunden, das Wort ergriffen:

“Diesse Idee von NRW als “rote Herzkammer” war wahrscheinlich ein unglücklicher Kraft-Ausdruck, und wie das so ist, greift die Journaille so etwas begierig auf. Insofern hätte Schulz auch nicht von einem Schlag in die Leber reden sollen, denn den  “Box-Champion” traut ihm niemand zu – und die Sache mit dem Erlöser oder Messias hat sich auch erledigt.

Ob er auch kleine Brötchen backen kann – darauf kommt es an. Und auf den großen Plan: Wenn schon “Gerechtigkeit“, dann auch richtig. Nicht nur für Unternehmer, Juristen, Abgeordnete und Staatsbedienstete. Nicht nur für qualifizierte Arbeiter und Angestellte unter den Fittichen einer schützenden Gewerkschaft, sondern auch für Teilzeitler, Leiharbeiter, Kranke, Arbeitslose, Abgehängte, Künstler, “Schwache”, Kranke, Ältere und Alte, Gefangene, Befangene, von der Arbeit Gelangweilte und Überforderte,  sowie Sozialdienstler, die an der eigenen Routine ersticken.

Und bitte auch etwas mehr Gerechtigkeit für alleinerzieihende Mütter und für Frauen, die keine Kinder bekommen (haben), für gemeinsam erziehende Paare, Trios und Quartette, gebärwillige Männer, für Rentner, die sich den scheinbar obligatorischen Dreiwochenurlaub an der Sonne nicht leisten können, sich aber dringend mal erholen müssen,  für Witwer und Witwen, Geschiedene, getrennt Lebende, Frisösen mit Haarsprayunverträglichkeit und, und, und… ”

“Rein sprachlich, also nur mal begrenzt semantisch betrachtet, war die Herzkammer-Phrase doch der pure Quatsch, und wenn Schulz sich aufs Podium stellt und meint, es tut ja gar nicht weh, drei Faustschläge in die Leber einzustecken, und in der nächsten Runde würde  er die Punkte machen,  fragt frau sich doch, ob er was an der Leber hat, oder an der Erbse, und ob er überhaupt kanzlern will oder insgeheim mit dieser “Mutti” zufrieden ist, der seine zärtlichen Kinnhaken doch erst den nötigen Auftrieb verleihen – der Mann hat doch eine Beißhemmung, der sollte mal zu mir in die Sprachschulung kommen, dem würde ich aber Nachhilfe geben…,”

war nun Utes unbeabsichtigte Überleitung zu einer allgemein anerkannten Tatsache:

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

Bei “Nachhilfe” nämlich war Annelie Utes Hausaufgabe, das abnehmpädogoische Konzept, das Ute als Adaption der Sprach- auf die Diätschulung entwickelt hatte, eingefallen – und, unser Einverständnis vorausgesetzt, “… sollten wir dieses Papier noch einmal vertagen, und uns heute der Parteienlandschaft widmen?”
Weil ich  das Bonmot mit den “blühenden Parteienlandschaften”, das sich nun bewahrheitet, vermeiden wollte, meinte ich nur:

“Ich weiß ja nicht, wie die Parteienlandschaft sich ernährt – aber Baked Beans gibt es bei den Genossen und Kollegen wohl nur, wenn Weihnachten und Ostern zusammenfallen – man kann damit aber prima Obdachlose und Asylanten satt bekommen, es ist halal, hat einen schlanken ökologischen Fußabdruck und ist schon, während die Bohnen wachsen, eine Wohltat für die Humusschicht der Erde – wobei, was mir missfällt, die Grünen bei diesen Themen keinerlei Kompetenzvorsprung (mehr) haben, aber Geld für Tiefbahnhöfe ausgeben, das noch gar nicht vorhanden ist und der Autoindustrie zugute kommt, weil somit ein wirtschaftlicher ÖPNV überhaupt unmöglich wird!”

 

 

Ute stimmte mir zu:

“Klar, nur schlanke Füße hinterlassen einen schlanken Fußabdruck, wenn frau barfuß läuft, was auch eine wirksame Vorbeugung bei Fußerkrankungen ist.
Womit ich sagen wollte: Einen gesunden Plan zur gesundheitlichen Vorsorge scheint es bei der Politik ja nicht zu geben. Weil die Politiker ihre Leibärzte haben und keine Mängel bei der medizinischen Versorgung erkennen können?

Jedenfalls kann ich keinen Leitantrag zur Förderung des Barfußlaufens finden, nirgends, seit die Grünen vom Turnschuh auf maßgeschustertes umgestiegen sind und in den Plenarsitzungen die Stricknadeln gegen das Laptop eingetauscht haben.

Und was, bitte, soll ich unter “ÖhPeeEnVau” verstehen? Ist das ein Fußballverein, bei dem Du zuschaust?”

 

Annelie ergriff mein Wort und erklärte:

“Da hat er wohl aus Gewohnheit, weil er mehr auf der Kurzstrecke zu Hause ist, ein “N” für “Nah-” eingefügt bei “ÖPV”, also “Öffentlicher Personen-Verkehr”; unter ÖPNV versteht man ja Straßenbahn, Bus, Fahrrad und so.”

“Ei gut, das hast Du schön erklärt. Öffentlichen Verkehr muss es halt auch geben, es können ja nicht alle Auto fahren – mein Golf ist eh mehr ein Stau- als ein Fahrzeug”,

erklärte Ute, die mit der Zeit ihre Rolle als Praktikantin immer besser ausfüllt. “Lieber im Stau stehen als Strassenbahn fahren”, dachte ich und sagte:

“Genau,  das Verkehrsproblem und “die Sicherheit” sind in NRW ja wohl auch durchaus wichtiger Stoff im Wahlkampf gewesen und werden es bleiben – wenn auch solche Sylvesterexzesse leicht vermeidbar sind, sind doch viele Straßen maroder, als sich in einer Legislaturperiode reparieren lässt, allenfalls kann man mit Mautsystemen Wegzoll verlangen, noch ein paar Radarfallen aufstellen, um die Schlaglöcher zu schützen und so viele Polizisten einstellen, dass die Bestandspolizisten mal ihre Überstunden abfeiern können, oder so lange, bis die Kasse leer ist…”

 

Ute wandte sich mir zu, um mein Statement zu ergänzen:

“Du tust hier gerade so, als wäre “Sicherheit” ein lokales Thema! Ist es nicht. Denk’ doch nur mal an diese Computerviren – die Sicherheitslücken bei Windows XP sind von den “Sicherheitsdiensten” entdeckt worden, diese Infos sind in die falschen Hände gelangt, und weil bei der Bahn die Zugabfahrtsinformationstafeln die Lösegeldforderung öffentlich gemacht haben, kam die Sache in die Medien.

Die gleiche Politik, die versäumt hat, diese Computerkriminalität zu unterbinden, macht den physischen Einbruch zum schwer kriminellen Delikt, aber keiner dieser Computer-Hacker ist in Haft; obwohl Datenklau – schon immer – total ins Mark treffen kann! Da kannst Du so viele Streifenpolizisten einstellen, wie Du willst, gegen diese Viren nützt auch kein Spürhund, aber es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, hier vorbeugend tätig zu werden; es gibt den TÜV, es gibt eine Lebensmittelüberwachung, aber keine Sicherheit im Internet.”

Annelie schien der gleichen Auffassung, indem sie sagte, dass wir da den Salat hätten -

“… die Zeiten, die Verhältnisse ändern sich, die Politik steht neuen Herausforderungen gegenüber und merkt es nicht, Sicherheit und Gerechtigkeit mit Krediten zu finanzieren wäre fatal, Sicherheit und Gerechtigkeit mögen zwei Seiten einer Medaille sein, aber zu diesem Zweigestirn der Leit-Werte fehlt noch ein Drittes, die Solidarität namentlich – die müssen wir heute aktiv entwickeln und nicht erwarten, dass einer, der mal besonders viele Stimmen bekommen hat, dieses kostbare Gut verteilen könnte, als wäre es Rheinwasser und er hätte den Fluss gepachtet.”

Die Vorstellung, wie Schulz Rheinwasser verteilt und die Genießer auf dem Weg zum Spender ihre Ellenbogen einsetzen – “das muss man sich mal vorstellen!” erschien  nur kurz als plausibel – denn der künftige Führer der Entrechteten, Arbeiter, Kleinbürger und Ex-proletarischen Aufsteiger kann ja unmöglich gleichzeitig ein Wasserhäuschen betreiben und Speerspitze des Wandels sein. Hierin stimmte Annelie mir zu:

“Rheinwasser ist keine Weinschorle – das ist zweifellos richtig, aber im Moment nicht so wichtig wie eine gepflegte Tasse Tee, nach der mir viel eher der Sinn steht – und zwar ohne Zucker und Milch”,

meinte sie “abschließend”, kurz, bevor ich die Küche zur Teeküche umgestaltete.

 

Kitchen-Fiction mit A. Schmidtchen

Das Essen ist die Religion des kleinen Mannes, der Kitt der Gesellschaft, es hält Leib und Seele zusammen.

Die Kantine, als Schmelztiegel der Arbeitswelt, spart nicht beim Salz an der Suppe, soll künftig auch  Super-Rezepte zum Abnehmen anbieten – deshalb gibt es hier garnierte Geschichten, die sich um Lebensmittelklarheit und -Aufklärung ranken, unter dem Banner des Selbstbestimmungsrechts auf dem eigenen Teller.
Die bisher erschienen “Kitchenfiction mit Annelie Schmidtchen”-Beiträge  stehen noch kurze Zeit zum Nachlesen bereit, wobei das Beste ist, dass die Artikelserie fortgesetzt wird !

 

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14. Mai 2017
von admin
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Rezepte-Design aus dem Computer – Eröffnet Annelie die modernste Kantine der Welt?

Annelie hatte “nur im kleinen Rahmen, nichts ausführliches” ein Meinungsbild erstellen lassen, mit einer repäsentativen Stichprobe der Bevölkerung, und ein Ergebnis war: Das durchschnittliche Interesse an Diätberatung, gar philosophischer Diätberatung, ist verschwindend klein.

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intervall

7. Mai 2017
von admin
1 Kommentar

Intervallfasten, die 5:2-Diät

Liebe(r) LeserIn,
Bei diesem Artikel habe ich gedacht, kräftiges Würzen ist bei der 5:2-”Diät” das Einzige, was sie noch einigermassen bekömmlich macht. Deshalb enthält er sauren Zynismus, salziges Satirepulver, scharfe Ironie, auch einen Hauch wehmütige Bitterkeit – und ein wenig süße Schmeichelei. Ich glaube, er ist ganz gut abgeschmeckt – und wünsche Dir guten Appetit beim kritischen Zubeißen!

 Klaus-P. Baumgardt

“Wir machen es einfach: Keine komplizierten Vorschriften, keine Briefwaage, keine  eigentliche Enährungsumstellung und doch mit fundamentalem, sicheren und zuverlässigem Abnehmen – bestimmt garantiert – fest verbunden!”

 

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